Mein Leben und der Alkohol Ich
heiße Oliver Roth und wurde am 19.01.1965 geboren. Schon als Kind wurde
ich mit dem Alkohol ungewollt konfrontiert. Mein Vater war ein
Alkoholiker, Schläger, Dieb, und er war öfter in der Vollzugsanstalt als
in Freiheit. War er in Freiheit, ging es mir schlecht – es gab Prügel.
Ich wurde z. B. des Diebstahls bezichtigt, obwohl er es war. Und so
weiter, und so weiter. Zu
dieser Zeit habe ich mir gewünscht, ich hätte einen Vater, mit dem man
etwas unternehmen und über Dinge reden kann, über die man mit einer
Mutter nicht spricht. Ich hatte wenigstens einen guten Vorsatz: Kein
Alkoholiker zu werden wie mein Vater.
Natürlich konsumierte ich in meiner Jugend mit Gleichgesinnten Alkohol.
Ich trank auch gerne mein Bier. Aber es bewegte sich alles im Rahmen.
Bis 2015. Ich nahm ab dieser Zeit Alkohol in Mengen zu mir, die nicht
mehr vertretbar waren. Und dann nahm alles seinen Lauf. Ich wusste, dass
ich am Abgrund stehe, aber zugegeben hätte ich das, wie jeder
Alkoholiker, nie. Es begann das typische Zittern. Wenn mich jemand
darauf ansprach, wies ich alles vehement zurück. Ich würde doch niemals
zu viel Alkohol trinken. Ich
habe mich und andere zu dieser Zeit belogen. Doch
das schlimmste ist, das man Dinge tut, die man unter normalen Umständen
nicht tun würde. Ich versteckte die leeren Wein- und Schnapsflaschen,
und das waren nicht wenige. Ich wartete bis meine Frau früh aus dem Haus
ging, um das Leergut zu entsorgen. Nachmittags war ich der erste, der
von der Arbeit nach Hause ging, um Nachschub zu holen bevor meine Frau
nach Hause kam. Der Suchtdruck wurde so groß, dass ich alles tat, um
Alkohol in genügender Menge schnell verfügbar zu haben. Am
schlimmsten wurde es, als ich mich immer mehr zurückzog. Ich brach mit
meiner Familie, meinen Freunden und benahm mich nicht mehr wie ein
normaler Mensch. So kam es wie es kommen musste. Ich trank auch Alkohol
auf meiner Arbeitsstelle, weil ich es einfach brauchte. Bis man mich
eines Tags erwischte. Es war nicht nur peinlich. Ich hatte vor allem
Angst um meinen Arbeitsplatz. Zu
dieser Zeit lag mein täglicher Alkoholkonsum bei einer Flasche Schnaps
und mindestens 5 Flaschen Bier. Wenn das nicht zur Verfügung stand
mussten eben 3 Flaschen Wein herhalten. Es
folgte ein Selbstmordversuch, der zum Glück nicht funktionierte. Das
war das einzige Mal, dass ich dem Alkohol dankbar war. Ich war so kaputt
durch Alkohol, Stress, Ärger zu Hause, Ärger auf Arbeit – Burnout. Ich
wurde in eine Klinik in Rodewisch eingewiesen. Dies sollte mein Glück
sein. Ich konnte dort schließlich nicht verbergen, wie viel Alkohol ich
konsumierte. Es stand nicht gut um mich. Die Leber war sehr angegriffen,
eine Leberzirrhose war nicht mehr weit entfernt. Ich
verbrachte 8 Wochen in der Klinik und entschied mich sofort im Anschluss
zu einer Entziehungskur. Also begab ich mich für 4 weitere Monate nach
Leipzig – mit Verlängerung. Ich
schreibe diesen Text und mir wird wieder bewusst, wie sehr ich meine
Familie, Freunde und mich damit belastet habe. Das ist unverzeihlich.
Jetzt nüchtern betrachtet, frage ich mich, was ich da eigentlich gemacht
habe. Ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt. Ich habe andere Menschen
verletzt. Ich habe gelogen. Ich habe meine Arbeit aufs Spiel gesetzt. War
es das alles wert? Ich
glaube, die Antwort sollte jedem bekannt sein. Es gibt zum Glück Dinge,
die ich dadurch gelernt habe. Denke und schütze dich immer selbst. Was
sehr schwer, aber wichtig ist: Darüber reden. Allein kannst du diese
Situation nicht bewältigen. Suche dir professionelle Hilfe. Es
gibt so viele Menschen in jener Situation, wie ich es war. Ich habe
diesen Text geschrieben, um genau diesen Menschen Mut zu machen. Ich
versuche auf diesem Weg meinen Beitrag zu leisten. Ich
habe es geschafft. Ihr könnt das auch!
Brauchst Du
Hilfe?
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